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Perspektive

Wer gerade erst mit dem Fotografieren begonnen hat, wird vermutlich seine ersten Fotos aus dem Stand heraus machen. Aus dem Stand heraus bedeutet in den meisten Fällen: von oben nach unten.

Wenn wir so durch die Landschaft laufen und ein interessantes Motiv entdecken, zücken wir unsere Kamera und fotografieren, wie es unserer aktuellen Wahrnehmung entspricht.

Was vor Ort faszinierend wirkt, kann auf dem Foto total uninteressant oder unharmonisch aussehen.

Neben technisch gelungenen Aufnahmen sowie einer harmonischen Bildkomposition spielt auch die Perspektive eine große Rolle bei der Bildwirkung: wie so oft im Leben lohnt es sich, die Perspektive auch in der Fotografie öfter mal zu wechseln.


Auf Augenhöhe

Auf Augenhöhe bedeutet, dass du dich mit deiner Kamera auf die gleiche Ebene begibst, wie die Augen deines Motivs, zum Beispiel bei Kindern und Tieren.

Wenn du Pflanzen fotografierst, dann findest du natürlich keine Augen als Orientierungspunkt, jedoch kannst du dich auch hier auf "ihre Körperhöhe" begeben. Dazu musst du den Kamerastandpunkt oftmals sehr tief absenken, um zum Beispiel Blumen, Pilze oder andere Details in Bodennähe zu fotografieren.

Gehe also in die Hocke, auf die Knie oder lege dich hin, um dein Motiv auf Augenhöhe abzulichten. Dadurch setzt du Kleinigkeiten ganz groß in Szene und zeigst so alltägliche Dinge aus einer interessanten Perspektive.

Wenn du bei einem Spaziergang an einem Wildblumenfeld vorbeikommst und eine schöne Blüte entdeckt hast, knipst du als Anfänger vermutlich aus dem Stand spontan drauf los: von oben nach unten.

Wildblumenfelder sehen immer toll aus und deine Fotos vermutlich auch, denn so viele bunte Blüten auf einem Bild: man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Und genau das ist das Problem, wenn du einfach so spontan in die Blumenwiese hinein knipst: Deine Aufnahme sieht schön bunt aus, aber man kann nicht klar erkennen, was dein Hauptmotiv ist. Man schaut überall hin, von der einen Blume zur anderen: tolle Farben aber so viel Unruhe. Die fehlende Harmonie lässt dein Bild schließlich uninteressant aussehen. Wenn du dir die Mühe machst und in die Hocke gehst und so die Blumen einzeln fotografierst, auf Augenhöhe, dann kannst du ihre Schönheit viel fokussierter zur Geltung bringen.

Aus dem Stand fotografiert

Auf "Augenhöhe" fotografiert


Froschperspektive

Die Froschperspektive erklärt sich fast von selbst: Du gehst zum Fotografieren mit deiner Kamera sehr weit runter, sodass du die Details um dich herum so wahrnimmst, wie sie ein kleiner Frosch wahrnehmen würde. Diese Perspektive wird auch Untersicht genannt, weil du aus diesem Blickwinkel sehen kannst, wie es UNTER deinem Motiv aussieht: Blumen von unten, Pilze von unten, aber auch Bäume oder Häuser kannst du so fotografieren, um eine interessante Bildwirkung zu erzielen.

 

Der Herbst steht vor der Tür und die Natur verändert sich so langsam. Um einen Baum mit seinen faszinierenden Herbstfarben abzulichten, bietet es sich natürlich an, ihn aus der Entfernung zu fotografieren, sodass er in seiner ganzen Pracht zu sehen ist.

Dadurch wird aber auch sein Umfeld miteinbezogen, was vor allem in der Stadt bedeuten kann: parkende Autos, Mülltonnen, Bauzäune, Werbebanner, usw.

 

Wenn du dicht an den Baum heran gehst und dann von unten durch die Blätter nach oben in den blauen Himmel fotografierst, zauberst du nicht nur einen schönen Kontrast auf das Foto: mit dieser Perspektive zeigst du einen ungewöhnlichen und damit äußerst interessanten Blick auf den Baum und seine typischen Merkmale zu dieser Jahreszeit.


Vogelperspektive

In der Vogelperspektive, auch Draufsicht oder Obersicht genannt, fotografierst du von einem erhöhtem Stand nach unten, so ähnliche, wie fliegende Vögel das Motiv wahrnehmen würden.

Mit Drohnen lassen sich faszinierende Aufnahmen von der Stadt aufnehmen. Du kannst aber auch außergewöhnliche Gruppenfotos machen, indem du dich zum Beispiel auf eine Leiter stellst oder aus einem Fenster fotografierst.

 

Warst du schon mal in Berlin auf dem Fernsehturm? Oder auf der Aussichtsplattform des Gasometers in Oberhausen? Von dort hast du einen faszinierenden Blick auf die Stadt unter dir. Hier kannst du ganz ohne Drohne beeindruckende Fotos machen, indem du von oben nach unten fotografierst.

Das Spiel mit der Perspektive

Durch ungewöhnliche Blickwinkel schaffst du Aufnahmen mit dem gewissen Etwas, deine Fotos wirken viel interessanter, weil sie eben etwas anderes zeigen als das, was wir tagtäglich sehen: Wer legt sich denn bei einem Waldspaziergang auf den Boden, um sich die Pilze aus der Froschperspektive anzuschauen? Oder wer geht so nah an eine Biene heran, dass man ihr in die Augen schauen und beim Nektar sammeln beobachten kann? Um die Insekten nicht zu stören, eignet sich in dem Fall ein Teleobjektiv. Dazu später in einem weiteren Blogbeitrag mehr.

 

Verändere also öfter deinen Blickwinkel auf das Motiv: bewege dich näher heran, trete einige Schritte zurück, gehe in die Hocke, fotografiere von oben, von unten oder auf Augenhöhe. Probiere so viel aus, wie möglich.

Indem du die Perspektive änderst, veränderst du auch die Wirkung deines Motivs: entweder zum Positiven oder zum Negativen. Dadurch lernst du, was harmoniert und was nicht.

Sei also nicht mit den ersten 2-3 Aufnahmen zufrieden, lasse dich aber auch nicht entmutigen, wenn die ersten Fotos nicht gut aussehen: mache viele Aufnahmen aus möglichst verschiedenen Perspektiven. Mit der Zeit bekommst du ein Gespür dafür, welche Perspektive für welches Motiv am vorteilhaftesten ist.

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